Leitfaden Charaktererschaffung:
Hallo zusammen, ich möchte mal so ein kleinen Leitfaden vorstellen um Charakter zu bauen/erstellen.
Zu meinem RP Hintergrund, ich hab mit 10 angefangen Rollenspiel zu betreiben, mit 11 hab ich angefangen zu Meistern und mit 12 hab ich eigene Abenteuer geleitet. Somit Betreibe ich 28 Jahre durchgängig Rollenspiel. Ich kann ca. 35 verschiedene RP Systeme leiten und habe die natürlich auch entsprechend gespielt. Das zu meiner Erfahrung im Rollenspiel. Ich werde die einzelnen Abschnitte eines Charakters als Spoiler unten Anfügen, somit kann jeder das Aufklappen, was ihn Interessiert und es wird in meinen Augen auch Übersichtlicher. Ich werde auch immer von DEM Charakter sprechen, ihn als „männlich“ machen um nicht dieses ganze Genderzeug drin zu haben. Sicher werden die Fragen auch nicht allumfassend sein, sie sollen nur Denkanstöße bringen.
Kommen wir nun wieder zu dem Prinzip des Charakterkonzepts, wobei man da Unterscheiden muss in meinen Augen zwischen zwei Dingen:
1. Charaktererstellung (CharGen)
2. Charakterkonzept (Konzept)
Die Charaktererstellung bezieht sich auf Werte, Regeln und entsprechende Vorgaben vom System, das Charakterkonzept bezieht sich auf die Hintergrundgeschichte und die Entwicklung.
Man sieht hier das Henne <-> Ei Problem, was war zuerst da?
Im Endeffekt kann man von beiden Seiten Anfangen zu „bauen“ in meinen Augen. Wobei ich erst das Konzept mir baue, bevor ich zu Werten komme. Dabei muss man natürlich die Möglichkeiten des Systems beachten. Was spiele ich wo, wie und wann. Hier hilft natürlich immer der Leitsatz, weniger, ist mehr und think small.
Aus egoistischen Grünen beginne ich aber erst einmal mit dem Konzept.
Geburt/Anfang:
Es wichtig, wirklich ganz vorne anzufangen. Jeder wird nun sagen, klar, bei der Geburt, aber nein. Ich meine die Familie:
1. Welche Rasse/Klasse gehört die Familie an?
2. Welche Stellung hat sie in der Welt?
3. Gab es Berühmtheiten in der Ahnengeschichte?
4. Wie viele Generationen gibt es von der Familie und wo leben die?
5. Welche Gesinnung hat die Familie?
Wenn diese Punkte geklärt sind, geht es zu den Eltern:
1. Wer sind die Eltern? (Namen)
2. Was machen sie Beruflich?
3. Wie ist ihre Stellung in der Welt?
4. Wie denken Sie über die Welt? (Herrscher toll, doof, Mitläufer etc. )
5. Wie viele Kinder haben sie?
6. Wer sind ihre Freunde?
7. Wer ihre Feinde?
8. Wie werden sie von den Mitbewohnern gesehen?
9. Leben die Eltern noch?
10. Wenn Nein, wie sind Sie umgekommen?
11. Wenn ja, wo leben Sie?
Wenn diese Punkte abgehackt sind, kommen wir nun endlich zum Charakter und die ersten Fragen zu ihm:
1. Wann ist der Charakter geboren?
2. Welches Geschlecht hat er?
3. Wie viele Geschwister hat er?
4. Wo steht er in der Familie? ( Ältester Sohn, jüngste Schwester, schwarzes Schaf der Familie ( MÄÄÄHHH) etc. )
5. Wie kam es zu seinem Vornamen?
6. Welche Gesinnung hat er? (Böse, Gut, weiß auch nicht…)
Damit ist der Bereich Anfang/Geburt soweit schon mal fertig, das Grundgerüst ist geschaffen. Nun kommt die Kindheit:
In der Kindheit werden Charakter sehr durch das Erlebte gezeichnet oder bestimmt, auch können hier Grundsteine für Nachteile/Vorteile schon gelegt werden. Auch werden hier natürlich schon Fähigkeiten „ausgewählt“ die ein Charakter später einmal haben soll. Kommen wir also zu den Fragen:
1. Wo ist der Charakter aufgewachsen?
2. Hat er eine Schule besucht?
3. Wenn ja, welche Fächer hat er da belegt?
4. Wer hat ihn sehr geprägt? Und warum?
5. Gab es besondere Ereignisse?
6. Wenn ja, wie kam es dazu und wie hat das den Charakter beeinflusst?
(Ich hab das Taschentuch von der kleinen Jenny zurückgeholt, darum trage ich nun ein rotes Cape mit einem „T“ drauf…
Ich bin auf einem kleinen unscheinbaren blauen Planeten gelandet und wollte nur nach Hause telefonieren, darum habe ich den Nachteil Heimwehkrank etc.)
Nun geht es in die Zeit der Jugend:
Damit haben wir die Kindheit, was kommt nun? Natürlich die Interessanteste Zeit, Jugendlicher. In der Zeit ist viel Bewegung meistens im Spiel, trotzdem gleichen sich einige Fragen natürlich aus der Kindheit. Man sollte auch niemals das Thema Liebe und damit zusammenhängende andere Themen ausblenden. Schließlich ist gerade in der jugendlichen Zeit ein solches Thema. Zu den Fragen:
1. Wo ist der Charakter weiter Aufgewachsen?
2. Hat er eine weiterführende Schule besucht?
3. Wenn ja, welche Fächer hat er dort belegt?
4. Wer hat ihn sehr geprägt? Und warum?
5. Gab es besondere Ereignisse?
6. Wenn ja, wie kam es dazu und wie hat das den Charakter beeinflusst?
(Ich bin in einen Brunnen gefallen und habe darum nun Platz- und Höhenangst,
mein Haustier hat mich gebissen, darum hab ich nun Angst vor Katzen etc.)
7. Hat der Charakter geliebt?
8. Wenn ja, wen und was ist aus der Liebe geworden? ( Stichwort Drama-RP )
9. Ist der Charakter noch Jungfrau?
10. Wenn nein, wo hat er seine Unschuld verloren und an wen?
11. Gab es ein Gesinnungswandel und wenn ja, warum?
Weiterführung im Leben eines Charakters:
So damit ist der Charakter schon vom Konzept her, fast fertig. Wieso eigentlich nur fast? Es geht u.U. ja weiter, manchmal möchte man vielleicht einen älteren Charakter spielen oder eben, wenn man den Begriff Fantasie mal ins Spiel bringt, sogar schon Charakter die über 100 Jahre alt sein können. Dabei sollte man sich immer dann die Frage stellen:
1. Wo ist der Charakter weiter aufgewachsen?
2. Hat er eine Uni/Fachhochschule/weiterführende Schule/Fortbildung/Sonderausbildung besucht/bekommen?
3. Wenn ja, welche Fächer hat er da belegt?
4. Hat der Charakter gearbeitet?
5. Wenn ja wo und als was?
6. Wer hat ihn sehr geprägt? Und warum?
7. Gab es besondere Ereignisse?
8. Wenn ja, wie kam es dazu und wie hat das den Charakter beeinflusst?
(Ich habe nun ein Scharfschützengewehr bekommen und schieße besser als Qickley der Australier, ich habe eine Schulung in Ringelpieken mit Anfassen bekommen und kann darum Nahkampf etc.)
9. Gab es ein Gesinnungswandel und wenn ja, warum?
Charakterentwicklung:
Das Grundgerüst ist nun fertig, man hat sicher schon eine Menge Ideen gehabt und entsprechend hat sich auch ein Bild des Charakters entwickelt. Jetzt kommt aber eine wichtige Frage noch an dich, eine Frage, die auch gerade für einen SL Interessant und auch Herausforderung sein kann. Und zwar, wohin will der Charakter? Hört sich jetzt erst einmal nicht so wild an, aber dabei geht es wirklich um folgende Punkte:
1. Was wünscht sich der Charakter?
2. Was will er erreichen?
3. Wie weit geht er um seine Ziele zu erreichen? (Gesinnungsfrage)
4. Was soll er noch lernen?
So der SL ist Glücklich und hat ein Grundgerüst um euch das Leben schwer zu machen oder? Nein, es fehlt nun der Zweite Teil, das CharGen. Hier kann man fast ein MMO zitieren, bzw. benutzen. Jeder Charakter hat eine Rolle in einer Gruppe und man sollte sich klar sein, welche Gruppe man spielen will. Im Konzept habe ich eigentlich die Rolle auch Festgelegt, der kleine Paul, der beim Sport immer geschlafen hat, wird sicher nicht der Frontkämpfer und Nahkampfexperte der Gruppe sein. Ja, ihr habt recht, klar ist das möglich uns würde sicher ehemalige Schulkameraden überraschen, aber es geht hier ja erst einmal um das Grundgerüst und eher dem „Standard“ nennen wir es mal. Einige Standarttypen:
Also welche Aufgabe wollt ihr Übernehmen? Es gibt einige:
- Der Tank, er steht vorne und schreit nach Schlägen
- Der Speziallist, wenn eine Tür geknackt werden muss, kennt er sich damit aus oder kennt jemanden, der jemanden kennt… nein der Spezialist ist vom Einbrecher bis zum Scharfschützen alles.
- Das Face, der Typ weiß einfach wo man alles herbekommt und er kann dazu die Leute noch überreden, dass sie sogar ihre Groß Oma verkaufen würden. Solche Leute übernehmen oft in Gesprächen die Initiative und führen eine Gruppe in Sozial geprägten Situationen
- Der Taktiker, er ist der, der im Kampf die Gruppe anführt und sich mit Militärpraktiken und Taktiken auskennt.
- Der „klassische“ Anführer, er ist Captain America, er hält da Team zusammen, schlichtet Streits und nebenbei kennt er alle Gruppenmitglieder und deren Stärken und Schwächen um damit zu arbeiten. Er sorgt dafür, dass jeder an seinem richtigen Platz steht, wenn es mal brenzlig wird. Er weiß nicht alles, aber er weiß, wer es weiß.
- Der Supporter, er ist in nichts der Beste, er sorgt aber dafür, dass die anderen noch besser sind in dem was sie tun. Der Supporter ist der Typ, den jeder gerne an seiner Seite hat um noch besser im Rampenlicht zu stehen, der Sidekick sozusagen.
Diese Liste kann man unendlich erweitern, aber es geht ja um den „Standard“. Also, ihr hab die Story, ihr wisst was ihr sein wollt, dann geht es nun ans „bauen“. Hier fließen nun alle Dinge aus der Story mit ein um sich entsprechende körperliche und geistige Merkmale herauszusuchen, Fähigkeiten Skills und wie man sie sonst noch nennt. Auch Vor- und Nachteile kommen nun zum Tragen und sind über die Story dann erklärt.
Tada, ihr habt euren Charakter. Und was nun? Losspielen! NEEEIIINNN halt! Wir haben einen wichtigen Punkt total außeracht gelassen. Wisst ihr welchen? Eigentlich ganz einfach, das Zauberwort nennt sich Gruppendynamik. Was ist Gruppendynamik? Dabei geht es um eure Gruppe, wie diese zusammen agiert und vor allem, funktioniert. RP lebt von Konflikten, sollte aber auch nicht so auf Konflikte ausgelegt sein, dass man sich nach den ersten 5 Minuten gegenseitig an die Gurgel geht. Na wenn ihr die World of Darkness spielt ok, da kann man eine Ausnahme machen. Aber man sollte in einer Gruppe sich schon einigermaßen absprechen, damit Vorteile/Nachteile und Ansichten nicht zu dramatisch kollidieren. Jon „ich hau alles Kaputt und leg alles flach“ Steinbeißer wird sicher in einer Gruppe aus Nonnen leichte Probleme haben, sich dort einzuleben und akzeptiert zu werden. Solange die Nonnen nicht aus Blue Lagoon kommen, wer die Serie kennt, versteht was ich meine.
Also nach all dem Brainstorming hoffe ich, dass ich euch vielleicht ein wenig helfen konnte, euren Charakter zu bauen und zu entwickeln.
MfG
Sinora